"OCTOPUS"

Der Plan von Pit Hensel und Claus Kniemeyer, sich mit einer Gruppe selbständig zu machen, reifte Mitte des Jahres 1973.

Man gewann die Sängerin Jennifer Hensel (heute Jennifer Kowa), den Schlagzeuger Dieter Paul Becke und den Organisten Werner Littau und prüfte das musikalische Konzept auf lokalen Veranstaltungen.“

Ein erster Versuch, ein Album aufzunehmen, so erfahren wir weiter, scheiterte, weil dem Produzenten das Geld ausging. „Ein Jahr später nahm man – nun auf eigene Rechnung – The Boat Of Thoughts´ auf. Texter Kniemeyer („Wir singen englisch, weil wir auch im Ausland ein paar Platten verkaufen wollen“) verpackte in lesenswerter Lyrik Träumereien (wie im Titelsong) und Realitäten (wie die Aggressionen bei 08/15-Gesprächen in "If You Ask Me"), die von melodiösen aber auch hart rockenden Klängen getragen werden. 

Bei OCTOPUS gab es hymnische Momente, aber auch massive, harte Gitarrenriffs, den fast melodiösen Rickenbacker-Bass, flirrende Moog-Soli, symphonische Mellotron-Streicher und -Chöre, lange, ausschweifende Instrumental-Passagen, Sakrales, Verspieltes, ¾-Takte und schräge Metren. Bei so viel kompositorischer Virtuosität, die nicht nur Gitarre und Keyboards, sondern auch Bass und Schlagzeug jenseits reiner Begleitfunktionen viel Platz einräumte, brauchte es eine durchsetzungsfähige Stimme.

Die hatte Jennifer, die die Rockröhre mit Wut und Aggression bei entsprechenden, zeitkritischen Textpassagen genauso geben konnte wie sie die verträumten Stellen mit fast zartem Folktimbre zu singen verstand.

Kein Zweifel – unabhängig vom Erst-Erscheinungsdatum der Musik, gerade heute, da die Fangemeinde der Neo-Progrocker ständig wächst, können solche Klassiker wieder vollkommen en vogue werden und sind oft gesuchte Raritäten im Internet. Mit "Boat of Thoughts" präentieren wir einen echten Progrock-Klassiker Made in Germany, dem auch international höchste Anerkennung verliehen wurde. (Sireena Records/2009)

"THE BOAT OF THOUGHTS - VINYL - EMPIRE-MAGAZIN" (10/2019)

Das Debüt der Frankfurter Formation erschien 1977 auf dem legendären Sky-Label. OCTOPUS werden häufig dem Krautrock zugeordnet, aber das passt nicht so ganz. 

Das Quintett ist eher im symphonischen, Keyboard-geprägten Prog, der stellenweise ein wenig an die frühen CAMEL erinnert, zu verorten. 

Hervorzuheben ist der charismatische Gesang von Jennifer Hensel, die nicht zu Unrecht mit Inga Rumpf oder Janis Joplin verglichen wird. 

Eine Wieder- oder Neuentdeckung lohnt sich definitiv. Die Vinyl-Neuauflage kann klanglich überzeugen. das 180g-Vinyl ist plan und läuft sauber. 

Das schöne Fold out Cover ist zudem ein echter Hingucker. 

(Martin Dambeck)

"THE BOAT OF THOUGHTS - VINYL - GOOD TIMES" (10/2019)

2009 hatte Sireena The Boat of Thoughts, das 1976er Album der Frankfurter Band OCTOPUS (1973-1983) auf CD wiederveröffentlicht, zehn Jahre später gibt es die stilistische Mixtur der Truppe um Sängerin Jennifer Hensel auf 180g - Vinyl, ansprechend aufgemacht mit Klappcover und sehr transparent und warm klingend. OCTOPUS spielten eine fast schon schöngeistige, anspruchsvolle Mischung aus Kraut- und Symphonic/Prog-Rock, die sie immer wieder auch mit härteren Momenten anreicherten und auch aufbrachen. 

Ein Mellotron kam damals übrigens zum Einsatz - wie eine Akustikgitarre, den den abschließenden Titelsong einleitete. Und neben der vor allem in den kraftvollen Passagen beeindruckenden Frontfrau brauchten sich ihre Mitstreiter handwerklich nicht zu verstecken. 

Einmal mehr ist Sireena zu attestieren, eine Perle dem Vergessen entrissen zu haben.